Braucht es die Westtangente?

Zunächst kurz etwas zur Historie der „Westtangente“:

In den 1970er Jahren war zwischen Okriftel und Eddersheim ein Gewerbegebiet vorgesehen. Hierzu war zunächst der Okriftler Ring (Nördlich des Okriftler Friedhofs mit Anbindung an den Hessendamm) geplant, der aber bei der Politik keine Mehrheit fand.

Obwohl das Gewerbegebiet aus den Plänen wieder verschwunden ist, wurde dennoch an der Straße festgehalten. Unter dem Namen „Westtangente“ wurden verschiedene Varianten geprüft. Die Varianten liegen zwischen der ----- Linie (siehe Plan) und dem Industriestammgleis. Die Anbindung an die A66 würde dann über die Nideckerstraße führen und in etwa im Bereich der alten Brücke (am Ende der Wasserwerkchaussee) die Bahn queren.

Seit Beginn der Planungen waren die Hattersheimer Grünen gegen diese Umgehungsstraße, besonders die von SPD, CDU, FDP und FWG favorisierte Trasse auf dem Industriestammgleis (rote Linie) führt durch das artenreichste Gebiet auf Hattersheimer Gemarkung.

Zahlreiche Gutachten haben dies bestätigt und die im Verfahren beteiligten TÖPs (Träger öffentlicher Belange) haben den Bau der Straße auf dieser Trasse abgelehnt.

Anmerkung: (politische Verantwortung zurzeit der Prüfung) Regierungspräsidium (FDP), Regionalverband (CDU, FDP), Main-Taunus-Kreis (CDU, FDP).

Das Brückenbauwerk würde das Trinkwasserschutzgebiet überqueren und wurde deshalb auch von Hessenwasser abgelehnt (Gefahr der Grundwasserverunreinigung bei Unfällen, wenn Öl-/Benzin ausläuft).

Die Verkehrsuntersuchung hat außerdem gezeigt, dass in einigen Straßen der PKW-Verkehr abnimmt, in anderen aber zunimmt. Mehr Verkehr für die Neckarstraße/Kelsterbacher Straße und in Okriftel für die Rossert- und Rheinstraße, da sich in diesen Straßen der Verkehr in Richtung Westtangente sammelt.

Mit einer Entlastung von etwa 15% ist im Bereich des Schwerverkehrs zu rechnen, da aus dem Gewerbegebiet (Bewehrungsstahl, Bockhacker,…) die LKW nicht mehr durch die engen Ortskerne fahren müssten. Müllabfuhr, Busse, Anlieferung der Geschäfte, Möbeltransporter,… werden auch mit einer Umgehungsstraße weiterhin die Ortsstraßen nutzen.

Grüne Perspektiven

Selbst wenn alle (politischen und juristischen) Hürden aus dem Weg geräumt wären, eine neue Straße, die einen nahezu unberührten Grünzug und ein Wasserschutzgebiet quert, ist nicht in wenigen Jahren geplant und fertiggestellt. Allein die Realisierung des straßenbegleitenden Radwegs zwischen Hattersheim und Okriftel, der ohne Eingriffe in die Natur umgesetzt werden konnte, hat 35 Jahre gedauert. Auch die einzige genehmigungsfähige Variante, die dicht an die Okrifter Wohngebiete heranrückt, kann keine Lösung sein. Generell gilt: Grundstücke, die für das Straßenbauwerk und für gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsflächen benötigt werden, können nicht so einfach enteignet werden. 

Deshalb fordern wir Grünen eine Prüfung verschiedener Alternativen, da uns sehr wohl bewusst ist, dass für die Anwohnerinnen und Anwohner der Okriftler und Eddersheimer Ortsdurchfahrten die derzeitige Situation unerträglich ist.

Bereits Anfang der 1990er Jahre hatten die Grünen flächensparende Vorschläge entwickelt, die durch ein von der Stadt beauftragtes Verkehrsplanungsbüro geprüft wurden: Anbindung Okriftel an die B40 (über die Sindlinger Straße), Anbindung Eddersheim an die A3 (über die Flörsheimer Straße) und Anbindung Hattersheim über die Voltastraße mit Brücke über die Bahn an die A66. Der dritte Vorschlag ist mittlerweile realisiert und entlastet die bebaute Ortsdurchfahrt Hattersheims. Durch die Schnellbahntrasse parallel zur A3 ist eine Anbindung an die A3 nicht mehr ohne Probleme umsetzbar, und die weitere Untersuchung der Anbindung an die B40 fand keine politische Mehrheit.

Zur Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrten kann neben dem Bau einer neuen Straße vor allem die Reduzierung des Verkehrs (insbesondere des Schwerverkehrs) beitragen.

So gab es vor vielen Jahren auch den Vorschlag, den Bereich zwischen Rheinstraße und Main in einen Grünzug mit Freizeiteinrichtungen umzuwidmen. Denn generell ist dieser Bereich eine 1a-Lage mit denkbar schlechter Verkehrsanbindung. Die vorhandenen Betriebe hätten zwar Bestandsschutz, könnten aber nicht weiter expandieren. Perspektivisch könnte dies zu einer Neuorientierung der Unternehmen führen.

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass umweltfreundliche und anwohnerverträgliche Varianten ernsthaft geprüft werden.

 

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